Mehr Ausdauer durch KAATSU und L-Carnitin
Mit KAATSU-Training wird die Ausdauerleistung auf speziellem Wege verbessert. L-Carnitin kann die KAATSU-Effekte sinnvoll unterstützen.
Eine chinesische Forschergruppe veröffentlichte in der Mai-Ausgabe des Biomedicine & Pharmacotherapy Journals (2020) ein interessantes Thesenpapier zu möglichen ergogenen Wirkungen von L-Carnitin im Rahmen eines KAATSU-Trainings. Auf Basis der physiologischen KAATSU-Grundlagen leiten die Forscher ab, dass die Supplementierung von L-Carnitin die Anpassung an KAATSU trainingsinduzierten hypoxischen Stress unterstützen kann.
KAATSU-Training verursacht schnelle neuromuskuläre Ermüdung
KAATSU-Training bewirkt ein signifikantes Sauerstoffdefizit in der Arbeitsmuskulatur. Diese lokale Hypoxie löst in kurzer Zeit eine extreme neuromuskuläre Ermüdung aus, die u.a. auf Veränderungen in der Acetylcholinübertragung an den neuromuskulären Verbindungen (Synapsen) zurückzuführen ist. Die unzureichende präsynaptische Freisetzung von Acetylcholin scheint ein wesentlicher Bestandteil der peripheren neuromuskulären Ermüdung bei einem KAATSU-Training zu sein.
L-Carnitin mildert die neuromuskuläre Ermüdung
Eine wichtige regulierende Rolle beim indirekten Transport von Acetylgruppen für die Acetylcholinsynthese spielt L-Carnitin. Zusätzlich zeigt L-Carnitin mehrere antioxidative Eigenschaften im neuromuskulären System, die dem Carnosin ähnlich sind. Daher wird angenommen, dass L-Carnitin als indirekte, wenn auch nicht ausschließliche Alternative, zur ernährungsbedingten Erhöhung des Muskel-Carnosin-Spiegels dienen könnte. Aus sportlicher Sicht ist interessant, dass L-Carnitin die Anpassung an die durch das KAATSU-Training induzierte Hypoxie fördert, indem es den mitochondrialen Sauerstoffverbrauch und die ATP-Produktion erhöht. Dennoch haben nur wenige bisher veröffentlichte Studien die direkten Auswirkungen des anaeroben Trainingsstatus auf den Carnosingehalt der Muskeln untersucht und der Zusammenhang zwischen den Muskel-Carnosin-Fraktionen während der anaeroben Belastung und der neuromuskulären Ermüdung ist noch immer schlecht dokumentiert.
L-Carnitin als Antioxidants
Da L-Carnitin mehrere antioxidative Eigenschaften im neuromuskulären System besitzt, die denen von Carnosin ähnlich sind, wäre es plausibel, dass L-Carnitin als indirekte Alternative zur auf Ernährungsinterventionen basierenden Erhöhung der Muskel-Carnosin-Konzentration dienen könnte, die darauf abzielt, die negativen Auswirkungen der neuromuskulären Ermüdung zu unterdrücken. L-Carnitin spielt eine wichtige Rolle im Fettsäurestoffwechsel und in der mitochondrialen Energieproduktion in den Skelettmuskeln. Darüber hinaus kann L-Carnitin den intermittierenden, durch Hypoxie verursachten oxidativen Stress der Skelettmuskulatur reduzieren und dadurch die Kraft, den Umbau und die Erholung der Skelettmuskulatur verbessern.
Therapeutische Wirkungen
Laut einigen Studien verbessert eine L-Carnitin-Intervention die Kraft der Atemmuskulatur, ein wichtiger Faktor für die Atemfunktionen, bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung, die verschiedene Grade von Atemmuskelermüdung entwickeln. In Kombination mit einem KAATSU-Training dürfte es hier vielversprechende Einsatzgebiete geben, da KAATSU-Training bereits in immer mehr Therapieformen positive Ergebnisse erzielt. Die Synergieeffekte von KAATSU-Training und L-Carnitin Supplementation scheinen sich gut zu ergänzen, denn erhöhte L-Carnitin-Konzentrationen im Serum üben systemische Wirkungen auf den Metabolismus aus, die denen von KAATSU-Training entsprechen. Dazu zählen eine erhöhte Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Muskelgewebes und eine positiven Wirkung auf die Erholung nach dem Training.
Fazit
Aufgrund der aktuellen Datenlage scheint L-Carnitin die Anpassung an KAATSU trainingsinduzierten hypoxischen Stress zu erleichtern. Aus dieser Sicht kann eine L-Carnitin-Supplementierung sinnvoll sein, weil der Verlust von Carnosin im Muskelgewebe durch die Abschwächung der neuromuskulären Ermüdung gemildert wird.